Donnerstag, 18. August 2011

4.Teil: Die GANZE Geschichte vom SPARTACUS International Gay Guide, von seinem Gründer John D. Stamford und wie Bruno Gmünder das Schnäppchen seines Lebens machte.

Die Geschichte des 'Spartacus Gay Guide' wurde bisher nicht geschrieben. Das hat Gründe, die hier beschrieben und dokumentiert werden. Dabei ist sie (sogar nur von 1970-1987) spannend, turbulent und so umfangreich, dass sie einen einzelnen Blog-Eintrag sprengen würde. Deshalb veröffentlicht brunoleaks die Geschichte und die Hintergründe in mehreren hintereinander folgenden Teilen.
Da schon während der Recherchen immer wieder neue und sogar gegenteilige Fakten auftauchten, aber auch nachträglich ergänzende Kenntnisse und Erkenntnisse von Insidern eingingen und sicherlich noch eingehen werden (z.B. von Lesern), sei an dieser Stelle daran erinnert, dass Einträge in diesem Blog grundsätzlich auch ergänzt, selbstverständlich richtig gestellt, korrigiert oder gekürzt werden können.
Das hier auftauchende Dauer-Thema ‘Pädophilie’ dient nur einem Zweck, nämlich zur Erläuterung der ‘Spartacus’-Fakten und -Hintergründe. Im übrigen erhebt auch dieser Blog-Beitrag weder Anspruch auf Allwissenheit, noch auf Vollständigkeit. Interessenten stellen wir gerne Artikel-Kopien in hoher Auflösung zur Verfügung, z.B. wenn Textabbildungen hier nur ungenügend lesbar sind.


Fortsetzung vom (anklicken) 3. Teil, 1984-85



1984 veröffentlichte Stamford in seinem 'Spartacus Traveller' Magazin Nr. 11, auf den Seiten 25-29, eine Art Wutausbruch über die unhappy islands Philippinen: New campaign against „decadence“ ... Wutausbruch gegen „a group of elderly citizens to campaign against local „moral decadence“ ... gegen „ridiculous stories“ in Manilas Zeitungen ... gegen den Psychiater Dr. Cornelio Banaag, Angehöriger der Philippinischen Psychiater-Vereinigung ... gegen den Leiter der Pagsanjan High School ... gegen 'World Vision' (internationale evangelikale Hilfsorganisation, eine der weltweit größten Entwicklungshilfeorganisationen) ... gegen das Ministry of Social Services, das Ministry of
 

Justice  ... gegen die Einwanderungsbehörden ... weil die in Pagsanjan gemeinsam gegen Kindersex, (ausländische) Päderasten, minderjährige Lustknaben und ihre Eltern aktiv wurden (siehe u.a. Plakat, das schon für das Magazin so schlecht reproduziert wurde, dass wir den Text nur durch ein paar Tricks sichtbar machen konnten). „To add to the problem (schreibt Stamford) an anti-paedophile witch-hunt in Australia, quickly spread to the Philippines“. Stamford genierte sich auch nicht, ausgerechnet auch diesen Bericht mit Kinderfotos zu illustrieren.
Unter anderem empörte sich Stamford, dass man gegen alle - nämlich Päderasten, Homosexuelle und überhaupt jeden männlichen, vermuteten Sex-Touristen - vorging. Dass dabei samt und sonders alle westlichen Ausländer ins Visier der Behörden gelangten, war ein besonderes Verdienst Stamfords, der jahrzehntelang nie zwischen Schwulen und Knabenliebhabern unterschieden hatte.  



1986 pfändet der niederländische Fiskus den Besitz (eine 36 Zimmer-Komfort-Villa in Baarn, nahe Amsterdam) des Engländers John D. Stamford; seine Steuerschulden werden auf über 2 Millionen Gulden geschätzt (damals etwa 1,8 Mio. DM). ‘Gay Journal’ 1/1987, Seite 14



"The authorities confiscated all his possessions and subsequently auctioned them off hoping to reclaim a large, but undisclosed, sum of unpaid tax. ... John Stamford has gone to ground in Rotterdam for the time being to recover from shock of loosing his life's belongings. Nearly two years a ago he bought a large country house ... It's got 36 rooms ... he tried to expand the company too fast ... Gas stoves, microwaves, photocopiers, printing and publishing equipment came under the hammer ... An old director of Spartacus Gerrald Mettam has been in contact with the shaken Stamford, I don't think he knows what is going on ..." 

1986 erscheint ein Bericht der UNO, der die niederländische Regierung (siehe Zeitungsausschnitt 1981) entlastet und kein Verbot des ‘Spartacus’ beinhaltet. 

Der folgende Artikel aus ‘Gay Journal’ 8/1986, Seiten 20-22, ist ein krudes Durcheinander von Tatsachen, Behauptungen, Rechtfertigungen, Weltverbesserungsphrasen und Anklagen u.a. gegen die (weltweite) Demokratiebewegung der 60er und 70er Jahre (siehe 68er). Autor ist Johannes Werres (1923-1990), der einer sog. bürgerlichen Homosexuellenbewegung zuzurechnen war, journalistisch gegen (linke) schwule Emanzipationsgruppen zu Felde zog und von den 60er bis in die 80er Jahre sein erzkonservativ geprägtes Gedankengut in vielen deutschsprachigen Homo-Publikationen verbreitete. Der Artikel ist insofern interessant, weil an verschiedenen Stellen Fakten auftauchen. 


1986 im November erscheinen im ‘Gay Journal’ weitere Seiten:
Die Beiträge zum "Pädo-Problem" in dieser Ausgabe spiegeln eine noch bis tief in die 80er Jahre weit verbreitete Einstellung von nicht wenigen Schwulen zur "Pädo-Minderheit" wider. Die Autoren schwanken zwischen kritischem Distanzieren, Relativieren, Empörung über die Medien, Interpretation von Sexualität = Liebesbeziehung und Verständnis für Sex-Verhältnisse der (generösen) Westler mit bettelarmen Drittweltknaben ... Der genannte Autor, Edward Brongersma (1911-1998), ein niederländischer Rechtsanwalt und Politiker, wurde vor allem als Verteidiger "der Rechte von Päderasten und Pädophilen" bekannt: Loving Boys, das pädosexuelle Abenteuer,  (sein Buch steht seit jeher auf dem Index),  Foerster-Verlag ... Im Verlag des Kurt-Joachim Foerster erschien in den 70ern und 80ern ein ganzer Haufen solch zwiespältiger Publikationen.



 ... Manila, wo schon sechsjährige Jungen als Prostituierte arbeiten ... ein "Portfolio" des 'Spartacus', mit detaillierten Informationen darüber, wo junge Knaben zu finden sind, was man ihnen zahlen muss, die damit verbundenen Risiken, und wie man einer Verhaftung entgeht ... ein "Portfolio" über Manila und jene philippinischen Provinzen, die Stamford als "einen Himmel für Kindersex" empfiehlt ... Stamford sei darum aus England geflohen, weil die Briten "zu stur sind und nicht die Qualität sexueller Partnerschaft zwischen Männern und Jungen verstehen können". Dieser Artikel basiert offensichtlich auf dem (morgen) folgenden Artikel der ‘Sunday Times’.

Anmerkung: Über all diese Ereignisse informierten ausführlich die niederländischen Schwulen-Publikationen 'Gay Amsterdam' und 'De Gay Krant', während in Deutschland ausschliesslich  das 'Gay Journal' (Heidelberg) berichtete.

Fortsetzung vom (anklicken) 5. Teil, 1986-87