Mittwoch, 29. Juni 2016

60 Jahre Bruno Gmünder: "Einer der zehn mächtigsten Schwulen aus Deutschland" hat sich klammheimlich vom Acker gemacht.


Glückwunsch zu 60 Lebensjahren.

Die hier versammelten 78 Blogeinträge vergällen jedoch vielen die Feierfreude.

1956 - 2016, Eloge

Am 29. Juni 1956 bringt eine Frau Gmünder in Spaichingen am Dreifaltigkeitsberg "einen der zehn mächtigsten Schwulen aus Deutschland" zur Welt!

Jugendjahre: "...Ich war ja bis 1987, bis ich 22 war, nicht schwul. Ich war links. Ich hatte auf dem Internat Lenin, Stalin und Marx an der Wand hängen, sass in Stammheim in den Verhandlungen..." (B.G. in taz 18.6.2011) 

Dem folgen 30 Jahre als machtbesessener Chef einer streng kapitalistisch ausgerichteten Porno-Toys-Unterwäsche-Magazine-Bücher-Sexshops-usw-Geldquelle, die er 2011 abstößt. 

Seither, d.h. fünf stürmische Jahre lang, schlingerte sein Lebenswerk (und das seines Freundes Christian von Maltzahn, 1956-1997 * ), dieses übermächtige Medienschiff, durch die Strudel absaufender Schwulenkäufermärkte.

* Anmerkung: Während sich der Ex-Linke allüberall in Wort und Bild als der machtvolle Bruno Gmünder prostituierte, wurde der Mit-Begründer, sein Lebenspartner, mit dem er immerhin zwei Jahrzehnte zusammenlebte, ganz schnell und immer tiefer unter den Teppich (samt Foto) gekehrt. Was bleibt, ist ein knapper Wikipedia-Eintrag.

Fast hätte Deutschlands allmächtiges schwules "Verleger"-Genie, den Exitus des Millionen-Porno-Marktes verschlafen, aber auf den allerletzten Drücker hat er dann doch noch den narzistischen Superdudelsack Tino gefunden, der sich diesen "vor Gewinnen geradezu  übersprudelnden" Laden für fett Kohle andrehen ließ.


Schon zehn Jahre zuvor hatte unser goldiges Geburtstagskind einen ähnlichen Möchtegerneganzgroß (John D. Stamford) an der Angel, der ihm auch zu mächtig viel Reibach verhalf. 


Und 2011, wie gesagt, hat er diesen eingebildeten Genialissimus (Tino Henn, "der neue Medienfürst") beschwatzt. Der ideale Ruinator, um sein Lebenswerk vollends gegen die Wand zu fahren.

Was dieser in nur 3 Jahren dann auch sauber hinbekommen hat.
Das lautlose Finale des Medien-Imperium-Dramas. 

Nach diesen fünf Gmünder-Chaos-Jahren, inkl. der Wahl eines dritten Großkotz - des schwulen Gottesanbeters David Berger - hatte er die Schnauze gestrichen voll und machte, samt jugendlichem Ehemann Herbert Engel *, endgültig die Fliege. 

* Will sagen, nach dem linksintellektuellen Schwulen-
aktivist von Maltzahn legte sich Seine Mächtigkeit einen großkalibrigen Ex-Porno-Darsteller zu

Als vor einem halben Jahr er dann endlich auch das letzte Verlagsanteilchen abgestoßen hatte, verschwand er von der Bildfläche - ein Gmünder-Abgang so ganz ohne das übliche dröhnende Tamtam und Trara ... 

Immerhin hinterließ Bruno Gmünder - der Schwule der Superlative - seinen hin- und hergerissenen Fans dann doch noch einen entzückenden, wahrlich zauberhaften Wikipedia-Eintrag (und die Möglichkeit schweinegeile Bareback-Pornos zu kaufen).

Die letzten Zuckungen:

Nachtrag 1: Ende 2016 schließt bruno's Mega-Sex-Supermarkt am Berliner Nollendorfplatz.

Nachtrag 2: Im März 2017 wird die Eigenreklame-Illustrierte "Männer" (Printausgabe) eingestellt. 

Nachtrag 3: 16. März 2017. Zweite Pleite. Nur 3 Jahre nach dem letzten Konkurs ist die Bruno Gmünder GmbH mal wieder zahlungsunfähig.

Nachtrag 4: 01. Juni 2017 "Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung" des schwulen Medienhauses gerichtlich festgestellt

Das Finale: 6. November 2017. Das Werk von "einem der zehn mächtigsten Schwulen in Deutschland" wird zerlegt. Die 4 Bruno's Sexshops und den Onlinehandel übernehmen "Kai, Jan, Martin, Arian, Helmuth und Manfred", eine in München eingetragene GmbH. "Spartacus" hat bereits eine "blu Mediengruppe" übernommen. Im Artikel "Bruno's unter neuer Führung" wird kein Bruno Gmünder Verlag mehr erwähnt.

Das Finale vom Finale: 21.12.2017 Das war ein schweres langes Dahinsiechen. Nun ist die Leiche endgültig zerfleddert. Der Bruno-Gmünder-Verlag ist Homo-Geschichte. Der Firmengründer eine (traurige) Legende. Er wird wohl nur noch anonym in Berlin auftauchen. Wieviele Mitarbeiter dabei in den letzten Jahren auf der Strecke blieben ... erwähnt/erwähnte keine Homo-Postille. Mehr bei queer.de


Apropos Glückwünsche. 

Bruno Gmünder kann sich und uns gratulieren: 


Bis zum 29. Juni 2016, 0 Uhr 50, zählen wir 271.199 Seitenaufrufe (Klicks). 

Ca. 57 % stammen aus Deutschland. Folgend die USA; auch dort ist BRUNOLEAKS ungemein beliebt. 

Selbst im 6. Blog-Jahr noch zählen wir - rauf- und runterschwankend, je nach Aktualitätslage - zwischen 20 und 120 Interessenten, die sich hier Tag für Tag über die berühmte schwule Allmächtigkeit informieren.

Textauszüge von Joachim Bartholomae aus der sehr unvollständigen "Chronik des schwulen Buchhandels und der Verlage 1975 bis 1998", einer Beilage in "Zwischen Autonomie und Integration" von Andreas Pretzel und Volker Weiß (Hg.) der "edition Waldschlösschen", 2013 (?)
zu "Bruno Gmünder Verlag, Berlin"

1982/83 waren Gmünder und Maltzahn bereits am Zeitschriftenprojekt
«Torso» beteiligt gewesen; sie lernen aus den Erfahrungen und unternehmen
1987 einen zweiten Versuch: «Männer» ist nach amerikanischem
Muster als Mischung aus pornografischer Fotografie und leicht konsumierbaren
Texten gestrickt. Nach dreimaliger Indizierung durch die BPjS
ist der weitere Verkauf am Kiosk ab 1989 nur nach «Entschärfung» der
Fotostrecken und Änderung des Namens möglich («Männer aktuell», seit
2007 dann wieder «Männer»). Es gibt in der Folge mehrere Relaunches,
aber die Reichweite bleibt begrenzt und man geht vermehrt dazu über,
Berichterstattungen über Produkte von den Herstellern dieser Produkte
bezahlen zu lassen. Im zeitweise rasanten Wechsel der Chefredakteure
erlebt die Zeitschrift Höhen und Tiefen; einzige Konstante ist die raumgreifende
Werbung für Produkte des Gmünder-Konzerns.
Der Buchverlag setzt derweil immer wieder auf Bewährtes, sprich:
Nachdrucke vergriffener Bücher aus anderen Verlagen wie die Klassiker-
Anthologie «Calamus» (Rowohlt), die Kunstgeschichte «L’Amour Bleu»
(DuMont) oder Picanos Kultkrimi «Der Köder» (Knaur). Mitte der 1990er
Jahre gelingt ein Bestseller im Fotobuch mit einem Feature über den damals
gerade entdeckten Pornodarsteller Johan Paulik; viele weitere Bel
Ami – Fotobände folgen. Schließlich entscheidet sich Gmünder, die europäischen
Rechte an den Hardcore-Pornos des Pornolabels Bel Ami zu
kaufen, die einen Durchbruch in der Porno-Ästhetik verkörperten. In den
nächsten Jahren kauft Gmünder die europäischen Vertriebsrechte diverser
weiterer Pornolabels. Mit seinen günstigen Preisen bringt er die Ertragslage
der stationären Pornohändler in Gefahr, die sich mit dem Boykott
des «Spartacus» zu revanchieren versuchen, was jedoch misslingt.
Allerdings stellt sich heraus, dass der Einzelhandel nicht in der Lage ist,
die Flut an Pornofilmen aufzunehmen, die Gmünder nun produziert. Dadurch
wird die alte Idee wiederbelebt, eine Kette eigener Geschäfte zu
eröffnen, die das gesamte Pornosortiment anbieten.
Obwohl schon 1984 in einem Brief an die ehemaligen Kollegen von
Prinz Eisenherz angekündigt, kommt es erst 1988 zur Eröffnung eines
eigenen Ladengeschäfts: ein sehr kleiner Verkaufsraum im ersten Stock
des Europa-Centers am Kurfürstendamm, wo neben Eigenprodukten
einige amerikanische Print-Pornos (Romane und Comics) sowie die Titel
der schwulen Taschenbuchreihe des Knaur-Verlags («Christopher
Street») angeboten werden. Der Mietvertrag wird 1997 nicht verlängert;
im August des Jahres eröffnet deshalb der erste «richtige» bruno’s-Laden
in der Nürnberger Straße. Das Sortiment ist nun sehr viel umfangreicher,
allerdings wird auch hier kein «normaler» buchhändlerischer Service geboten,
sondern nur eine überschaubare Zahl gelisteter Titel abverkauft.
2002 muss der Laden abermals umziehen, dieses Mal auf eine 500-Quadratmeter-
Fläche am Nollendorfplatz. Zwei Jahre später wird ein zweiter
Berliner Laden im Prenzlauer Berg eröffnet, Köln (1998, ein zweiter Laden
2004) und München (2005) folgten. Die bisher letzte Ladeneröffnung
findet 2006 in der Langen Reihe in Hamburg statt, 300 Meter neben dem
Buchladen Männerschwarm (so wie schon der Kölner bruno‘s nur wenige
hundert Meter neben Ganymed eröffnet wurde).
Das Sortiment der bruno’s-Läden setzt sich anfangs aus zirka 30%
Buch und 70% (Porno-)Film zusammen. Anfang der 2000er Jahre tauchen
«Star-Dildos» in den Läden auf, die dem Penis berühmter Pornodarsteller
nachgebildet sind; bald folgt das restliche Sexshop-Sortiment. Gegen
2007 beginnt sich eine weitere Warengruppe im Sortiment auszubreiten:
Unterwäsche. So schreibt die Schweizer Schwulenzeitung «Display» im
November 2012 in einem Artikel über Hamburg, Bücher kaufe man im
Männerscharm, «DVDs, Unterwäsche und Toys findet der schwule Mann
bei bruno’s». Bücher sind dort längst nicht mehr der hauptsächliche Umsatzbringer.
2011 verkauft